Ein positives Energiefeld als Schlüssel zur Lebensschule

Ein grosses Übungsfeld offenbart sich mir als Lehrperson beim Unterrichten von Jugendlichen auf der Sekundarstufe 1 in den Gestaltungsfächern. Mit einem offenen Geist und der nötigen Einkehr (den Mind für kurze Momente zur Ruhe bringen) kann ich durch meine Präsenz in der Gegenwart situativ aus dem Vollen schöpfen. So kann ich den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe begegnen und sie in ihrer Lebenswelt abholen. Dies führt innerhalb der Lerngruppe zu einem sich stetig entwickelnden Mehrwert, der sich in der Beziehungsarbeit zwischen mir als Lehrperson und den mir anvertrauten Jugendlichen positiv auswirkt.
Es gilt beim Unterrichten dieses positive Energiefeld aufrecht zu halten. Das gehört für mich zum Credo eines guten Unterrichts. So werden im täglichen Unterrichten Perlen (Geschenke) sichtbar, die in der Lerngemeinschaft als Erfolge wertgeschätzt werden können.

Dazu eine tiefgründige Geschichte der Zen-Meisterin und Schriftstellerin Sandy Taikyu Kuhn Shimu aus ihrem Buch „Im Schatten der Kiefer“:

Der Sprung in der Schüssel

Vor langer Zeit lebte in Indien eine arme Frau, die keinen eigenen Wasseranschluss in ihrer bescheidenen Hütte hatte, und so musste sie jeden Tag zum nächstgelegenen Brunnen laufen, der eine gute halbe Stunde Fussmarsch entfernt war. Um mehr Wasser aus der Quelle zu schöpfen, nahm die Frau immer zwei Schüsseln mit. Und so lief sie Tag für Tag denselben beschwerlichen Weg von ihrem Haus zum Brunnen und wieder zurück.
Einer der beiden Schüsseln war allerdings schon lange defekt. Der Ton war gerissen und die Schüssel hatte einen so grossen Sprung, dass die Hälfte des Wassers auf dem Nachhauseweg verschüttet wurde.
Einige Jahre vergingen, bis die Schüssel mit dem Sprung traurig, aber bestimmt zur Frau sprach: „Ich schäme mich so. Ich bin nicht perfekt. Seit Jahren vergeudest du mit mir die Hälfte des Wassers. Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Bitte wirf mich weg und ersetze mich durch eine bessere Schüssel.“ Die alte Frau lächelte und sagte voller Mitgefühl: „Ich weiss doch schon lange, dass du einen Sprung hast. Und genau aus diesem Grund habe ich auf der Seite des Weges, wo du jeweils die Hälfte des Wassers verlierst, Blumensamen gestreut. Ist dir nicht aufgefallen, dass auf einer Seite des Weges seit Jahren schon die schönsten Blumen wachsen und auf der anderen Seite nicht? Die farbenprächtigen Blüten erfreuen jeden Tag mein Herz und erleichtern mir den anstrengenden und mühevollen Weg. Nein, ich werde dich  ganz bestimmt nicht austauschen. Du bist perfekt, genau so, wie du bist!“

Eine wundervolle Geschichte auf einem überaus hohen Level der Neurosensitivität. Da offenbaren sich im Alltag die grossen Qualitäten der menschlichen Existenz als wunderbare Geschenke:

Wahrnehmung, Achtsamkeit, positive Konnotierung in einer schwierigen Situation, Anteilnahme und Mitgefühl, Freude und Dankbarkeit.

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